Dennoch saß ich tapfer bei 11° C im ungeheizten Keller und nähte den Himmel des Innenzeltes.
Hier das Beweisfoto…

Für den Himmel habe ich einen älteren Vorhang aus goldfarbenem Dekovorhangstoff (75 % Polyester/ 25 % Baumwolle) und Vorhänge von IKEA aus weißer Baumwolle verwendet. Da ich hiervon nur 4 Bahnen hatte, mußten auch noch die beiden Vorhänge vom Wohnzimmer dran glauben. Andrea wollte ohnehin neue…
Doch bevor ich mit dem Nähen wirklich anfangen konnte, mußte ich natürlich die Türsparren des Daches noch fertigstellen.
Hierfür habe ich in die beiden inneren Lagen des Rahmens 4 Aussparrungen eingeschnitten und danach die Dachstangen passend abgesägt und zugeschnitzt.
Auf dem Foto sieht man auch schon die Holzdübel für das abschließende Frontbrett, das danach eingeleimt wurde.
Die Holzarbeiten für das Dach waren also fertig, Stoff für den Himmel hatte ich, es konnte losgehen!
Die Anleitung von P.R. King schlägt vor, lange Stoffbahnen miteinander zu vernähen. Etwa so, als wolle man eine umgedrehte Müslischale mit Tesastreifen abkleben. Das hat mir nicht gefallen.
Außerdem hatte ich keine langen Stoffbahnen, sondern nur Stoffteile (ca. 2,1 x 1,5 m). Daher habe ich mich für den Zuschnitt von Segmenten entschieden. So konnte ich auch abwechselnd den weißen und goldfarbenen Stoff vernähen.
Zunächst habe ich mit Papier und Tesa direkt auf dem Dach – über eine Fläche von 4 Stangenabständen – eine Schablone zusammengeklebt und zugeschnitten. Die Papierschablone habe ich dann auf eine Holzplatte übertragen und ausgesägt. Die Form für den Stoffzuschnitt war fertig.
O.K. – ich gebe zu, es gibt leichteres Material als eine 16mm OSB-Platte….
dafür konnte ich aber problemlos darauf herumlatschen:-)
Insgesamt habe ich 11 Stoffteile benötigt. Beim goldenen Stoff mußte ich zwei Segmente aus Resten zusammen stoppeln. Das tut dem ganzen optisch aber keinen Abbruch.
Also – alles bügeln – Stoff auslegen – kurzes Bodybuilding mit meiner handlichen Schablone – rundrum anzeichnen – Saumzugabe via Abstandsklötzchen nochmals anzeichnen – erneutes Rückentrainig mit meiner handlichen Schablone – mit der Schere ausschneiden – fertig……. und das ganze 11 mal.
Ich habe 3 oder 4 Abende nur für das zuschneiden benötigt!
Das nähen ging dann irgendwie schneller – zumindest hatte ich das Gefühl. Vielleicht hängt es aber auch damit zusammen, dass man einen Fortschritt sieht und dies motiviert und läßt die Zeit schneller vergehen.
Geduld muß man beim Bau einer Jurte schon haben, doch zu sehen wie sie mit jedem Arbeitsschritt mehr Gestalt annimmt, ist einfach fantastisch.
Ach, ja…ich vergas zu erwähnen, dass das Nähen vielleicht auch deshalb so schnell ging, da ich mich kurzer Hand – sprich: nach dem ich einen kompletten Abend vergeblich versucht habe die alte Fußpedalnähmaschine zum laufen zu bringen (der Unterfaden kommt nicht hoch) – spontan für unsere elektrische entschieden habe:-)
Die Segmente wurden mit einer einfachen Kappnaht vernäht. Beim umlaufenden Saum am Scherengitter habe ich den Abschluß mit Stoffstreifen gesäumt, da ich die eigentliche Nahtzugabe in der Länge nicht mehr „hergeben“ wollte.
Hierfür habe ich aus Stoffresten ca. 5 cm breite Stoffstreifen geschnitten und mir ein 13 m langes Stoffband genäht. Und das war dann mein Saumband.
Das erste und das letzte Stoffsegment des Jurtenhimmels ist aus weißem Baumwollstoff. Anfang und Ende wurden nicht miteinander vernäht, sondern werden einfach übereinander gelegt. Damit das ganze nicht verrutscht habe ich Schnüre zum anbinden angenäht.
Für die Wände des Innenzeltes wollte ich Stoffreste a’la Patchwork aneinander nähen.
Und wie ich so die Stoffreste probeweise hinhänge um ein für das Auge erträgliches Muster zu erreichen, kommt meine Frau in den Keller und fragt:
„Darf ich was sagen?“
„Ja.“
„Das sieht scheiße aus!“
Und somit habe ich letzten Freitag im Internet 22 m weißen Bauwollstoff, 1,15 m breit für 92,85 € inkl. Versand bestellt und per Vorkasse sofort bezahlt.
Nach über einer Woche warten ist der Stoff immer noch nicht da. Schnell geht anders.
Amazon testet ja angeblich die Auslieferung per Helikopterdrohnen! Die nächste Stufe wären dann Marschflugkörper die – Sekunden nach dem klicken des Bestellbuttons – direkt vor der Haustür einschlagen.
Wann und wo mein Päckchen letzlich aufschlagen wird, erfahrt Ihr in Bälde.
LG Jurtenkurt