Langsam ist der Zeitpunkt gekommen, wo meine „Erzählungen“ die Gegenwart erreichen.
Noch 2 Dachstangen und ich kann Richtfest feiern.

Die Stangen habe ich mit Beginn des Jurtenbaus angefangen zu sammeln. Bei jedem Hundespaziergang 1-2 Stangen und schwupps habe ich mein Material – dachte ich…

Zunächst habe ich mich für Haselnussruten entschieden. Es gibt bei uns Unmengen an Haselnuss – aber ausgerechnet gerade Stangen mit dem gewünschten Durchmesser (unten ca. 5-6 cm) sind irgendwie selten!

Wer sucht, der findet – und so bin ich bei meinen Spaziergängen über Ebereschen (Vogelbeere) gestolpert.
In meinem näheren Umkreis gab es jede Menge gerade Bäumchen in der gewünschten Länge und Stärke.
Ein Blick in Wikipedia ergab: gut schnitzbares Holz, das früher von Wagnern verwendet wurde!

Das würden meine Dachsparren werden! 🙂
Die Eberesche ist bei uns so häufig, das ich beim ernten von 44 Stangen im Umkreis von 1 km um unser Haus keinen erkennbaren Flurschaden angerichtet habe.

Aber:
Bei Überangebot wird man wählerisch… und nach dem ich etwa die Hälfte der benötigten Stangen hatte, gab es in der „Nähe“ keine geraden Stangen mehr. Die Spaziergänge wurden länger…. und mein Hund fand das super!

Ich habe also mein Wagenrad mit einem 4-Kantholz im Zentrum der Jurte unter die Decke geklemmt und mit einem „Dachstangenprototyp“ die Abstände zum Scherengitter justiert – also ein wenig hierhin rücken, ein wenig dahin rücken – fertig.

Jetzt ging es an’s Schälen und Schnitzen der Stangen. Die Spitze muss genau in die Bohrung passen und das Ende wird im Winkel des Scherengitters eingekerbt. Die Eberesche lässt sich übrigens ausgezeichnet schnitzen!!

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Zwei Löcher bohren, Schnur durchfädeln und die erste Stange einsetzen. Die Schlaufe wird dabei über die innere Latte geschoben. Das Ergebnis sieht so aus:
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Nach dem die ersten acht Stangen fertig waren, wollte ich wissen was passiert, wenn ich das 4-Kantholz entferne.
Die mongolischen Jurten haben zwar traditionell zwei Stützen unter der Krone, diese haben jedoch eher eine spirituelle als eine statische Bedeutung. Allenfalls bei Schneelast übernehmen sie eine „tragende“ Rolle – so die Literatur!

Jetzt galt es! Stütze weg und sehen was passiert…..
……aber es passierte nix!
Noch nicht einmal großartig geknarrt oder geknackst hat es. Mein Wagenrad blieb einfach 5 mm unter der Kellerdecke schweben! Ich war begeistert! Jetzt waren es nur noch 36 Stangen…..und (fast) jeden Abend wurden 1-2 Stangen fertig!
Mittlerweile – also nach rund 4 Wochen – sieht das ganze jetzt so aus:

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Der Holzkasten im oberen Bild ist eine alte Nähmaschine mit Fußpedalantrieb. Dieses schöne Artefakt habe ich auf dem Dachboden meiner Eltern exhumiert.

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Und das ist das letzte Bild von heute:

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Noch ein / zwei Abende und die Holzarbeiten sind soweit fertig, das ich mit der Näherei beginnen kann.
Ich werde es euch wissen lassen…

…bis dahin wünsche ich euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.

LG Jurtenkurt