Fast 5 Monate mußte ich warten bis St. Hubertus eine weitere Hirschdecke für mich auserkohren hatte.
Über meinen Holzbock hatte ich mittlerweile ein halbiertes DN 200 Kanalrohr gelegt und festgeschraubt. Also habe ich wieder angefangen zu schaben. Als Schabewerkzeug hatte ich bei der ersten Haut ein scharfkantiges Stück Hartholz verwendet, da ich Angst hatte in die Haut einzuschneiden. Mittlerweile nutze ich ein Schäleisen, das ich an der stupfen Seite im 90°-Winkel angeschliffen habe, so das eine scharfe Kante entsteht. Mit dem Kanalrohr und dem Schäleisen geht das Entfleischen deutlich einfacher. Weiterhin Salze ich die Häute zunächst mit reichlich Streusalz ein und lasse sie einige Zeit liegen. Ich verwende etwa soviel Salz wie die Haut selbst wiegt.
Auch beim enthaaren habe ich mich weiter entwickelt – mal von meinem eigenen Haupt abgesehen.
Ich rühre mit Wasser und Asche eine Lösung an und filtriere die Asche über ein Tuch ab. Die Lösung ist klar und hat eine gelbliche Färbung. Dies hat den Vorteil, das die Haut nicht durch die Asche verschmutzt wird. Die Haare lassen sich genauso gut entfernen, aber die Rohhaut ist nach dem trocknen so sauber, das man eine Zeitung hindurch lesen kann.
Um zu guter letzt habe ich einen Spannrahmen zum trocknen der Rohhaut gebaut. In vier Latten (19x60x2000) mm habe ich alle 10 cm ein 16 mm Loch gebohrt. Aus alten 16 mm Rundstäben habe 10 cm Stücke abgeschnitten (etwa zwei dutzend) und die Stäbchen etwas konisch geschliffen, damit sie locker in die Löcher passen. Weiterhin habe ich mir aus Spanndraht (der grüne, feste Draht zum spannen von Maschendrahtzaun) kleine Haken mit Öse gebogen und daran ein kurzes Seil geknotet.
Jetzt muß ich nur noch Löcher in die Haut stechen, haken rein, das Seil durch ein Loch im Rahmen stecken und mit den Rundstabstücken festklemmen. Hört sich komplizierter an als es ist. Aber das Aufspannen der Haut zum trocknen geht rucki-zucki.

Den Rahmen für die Trommel habe ich wie im letzten Blog erwähnt aus Birke gefertigt.
Zunächst mußte ich den Stamm erstmal aufsägen und in Streifen schneiden. Das Prozedere jetzt im Detail zu erklären ist mir wirklich zu mühselig. jedenfalls habe ich mir zwei etwa 80 mm breite und 1,8 m lange Leisten mit 6 mm Stärke angefertigt. Die habe ich dann erstmal einen Tag in Wasser eingelegt und dann für etwa eine Stunde in meine Dampfbox gepackt, damit ich sie gut biegen kann.


Außerdem habe ich mir einen Holzring mit 50 cm Durchmesser angefertigt, in den ich die Latten hinein biegen kann.

So habe ich die Latten zunächst vorgebogen. Die Enden wurden dann so gekürzt, das sie etwa 4-5 cm überlappen. Die Überlappungen habe ich so geschliffen das sie auf beiden Seiten auf Null enden, es also keinen Versatz beim zusammenleimen gibt.

Mittlerweile bin ich dazu übergegangen die Latten um die Form herum zu biegen. Ich finde das geht einfacher.
Ist der erste Ring an den Enden verleimt, wird die zweite Latte vollflächig mit dem ersten Ring verleimt. Das ist etwas stressiger, da man idealer Weise 4-6 Hände gebrauchen könnte. Leim auftragen, Latte vorsichtig in den vorhandenen Ring einführen ohne das sie bricht, Schraubzingen setzen, korrigieren und dabei auch nicht huddeln.
Aber es hat geklappt. Da ich mir etwas unsicher war wegen Wässern und Dampfbiegen habe ich das ganze 2 Tage in der Form trocknen lassen.

Bei dem Ring den ihr im obigen Bild seht, (es ist der zweite Ring den ich angefertigt habe) habe ich einen Fehler gemacht. In der Hektik des verleimens habe ich die Enden der beiden Leisten auf der gleichen Seite (rechts im Bild) verleimt. Besser ist es jedoch die Enden der Leisten auf der jeweils gegenüberliegenden Seite zu verleimen!
Den verleimten Ring habe ich dann mit einem kleinen Ziehhobel auf 60 mm gehobelt. Und dann natürlich schleifen, schleifen, scheifen. Der Ring war also auch fertig. Nach tagelagen Vorbereitungen war es also soweit. Holz und Haut wurden vereint… der eigentliche Trommelbau!
Im nachhinein muß ich sagen, das die Vorbereitungen etwa 90 % der Arbeit ausmachen. das Bespannen der Trommel geht relativ schnell. Ich glaube ich habe rund 3 Stunden benötigt um die Trommel zu bespannen. Hierbei habe ich mich genau an die Anweisung eines YT-Videos von Jorge Lewis gehalten.
Falls ihr das Video sucht:
How to make a traditional Coast Salish Drum: Jorge Lewis Drum Maker
Die getrocknete Rohhaut habe ich zunächst mit entsprechendem Überstand zugeschnitten. Aus dem Rest habe ich eine lange, sehr lange Schnur geschnitten (etwa 15 m). Das ganze habe ich dann über Nacht in Wasser eingeweicht.
Da ich die Rohhaut vorher getrocknet hatte, war der Zuschnitt recht entspannt. Im nassen Zustand ist alles doch recht labrig.

Für die Löcher habe ich eine Lochzange verwendet. Es geht natürlich auch ein Locheisen.


Der Schägel ist aus Eiche mit Leder von einem alten Mantel und als Füllung Stoff und verfilzte Wolle. Mittlerweile habe ich mir jedoch einen anderen Schlegel angefertigt….
Und weil alles so gut geklappt hat, habe ich natürlich sofort eine zweite Trommel für mein Herzchen angefertigt.

Diese 50 cm Trommel besitzt einen Rahmen aus Esche mit Paracord-Bespannung und selbstgedrechselten Perlen zum nachspannen. Der Hirsch war etwas kleiner als bei meiner Trommel. Aber da ich keine Schnüre schneiden mußte, geht also auch ein kleineres Tier.
Wie ich dabei vorgegangen bin erzähle ich euch vielleicht ein andermal.
Für heute reicht es mir…
Euer
Jurtenkurt