… damit meine ich nicht eine Feier in der kalten Jahreszeit.
Ich bekomme immer wieder Anfragen, von Menschen die eine winterfeste Jurte kaufen möchten. Ich muss dann jedesmal nachfragen was sie damit eigentlich meinen. Wieso? Ich versuche mal es zu erklären…
Jurten sind wunderbar. Ein komfortables Zelt, das relativ schnell auf- und abgebaut ist und im Vergleich zu Tipis kann die Grundfläche voll genutzt werden. Zerlegt passt sie in einen Kombi, auf einen kleinen Anhänger oder auf zwei Kamele 🙂 .
Leider hat sie einen Nachteil. Traditionelle Jurten nicht nicht für unser mitteleuropäisches Klima gemacht. Im Gegensatz zur Mongolei bzw. der Gegend von Turkmenistan, Usbekistan über Kirgistan, Kasachstan und Teile Russlands und Chinas bis zur Mongolei ist das Klima in diesen Gebieten zwar kalt aber relativ trocken. Weiterhin leben die Menschen dauerhaft in den Jurten. Da es eine Leichtbaukonstruktion ist, kühlt eine Jurte relativ schnell aus, da keine Wärmespeicher (z.B. Steinwände) vorhanden sind. Wenn es also kalt ist, wird kräftig geheizt. Feuchtigkeit die durch Kondensation oder Undichtigkeit der Plane in die Dämmung eindringt wird also weggeheizt.
Nun, auch hier in Deutschlang können wir eindringende oder durch Kondensation sich niederschlagende Feuchtigkeit wegheizen. Aber im Gegensatz zu den Ursprungsländern der Jurten leben hier nur selten die Menschen ganzjährig darin. Die meisten möchten sie nutzen als eine Art schnukeliges Ferienhäuschen oder Seminarraum.
Auch ich nutze die Jurte als schnukeliges Ferienhäuschen für meine Gäste. Gedämmt sind sie jedoch nicht. Es sind Sommerjurten, die ich im Herbst abbaue und einlagere.
Eine Dämmung unter den Canvas zu legen macht daraus auch keine Winterjurte. Im Winter wären lediglich die Heizkosten und die benötigte Heizleistung (kW-Leistung des Ofens) geringer. Dafür müßte ich sie jedoch durchheizen, was einfach keinen Sinn macht.
Ich habe am Anfang die 5 m Jurte zwei Winter stehen lassen um zu sehen was passiert. Zunächst ausgerüstet mit einem Holzofen, danach mit einer raumluftunabhängigen Gasheizung. Eine Dämmung habe ich nicht verwendet. Der Holzofen war zwar gemütlich aber leider untauglich, da ich in dieser Zeit mich eher als Discjockey gefühlt habe – ich mußte ständig neu auflegen. Der Gasofen war dann deutlich komfortabler, da ich den Ofen auf kleiner Flamme durchlaufen lassen konnte. Eine 11 kg Gasflasche hat dann etwa eine Woche bis 10 Tage gehalten. Natürlich hätte ich durch eine Dämmung weniger Gas benötigt, jedoch ist auch die Dämmung nicht umsonst und für rund 1500,-. € kann ich eine Menge Gas kaufen. Es rechnet sich also nur über einen längeren Nutzungszeitraum – sprich: Wenn man darin wohnt.
Vor ein paar Jahren hat mein Sohn im Januar seinen Geburtstag in der Jurte gefeiert. Bei -4 °C und 10 cm Schnee war es in der Jurte nach 2-3 Stunden vorheizen angenehm warm. Der Schnee auf dem Dach sollte natürlich wegen des zusätzlichen Gewichtes abgeräumt werden und weil das schmelzen des Schnees noch mehr Energie verbraucht. Doch statisch hat die Jurte auch bei 15 cm Neuschnee nicht geschwächelt. Ich habe ausgerecht das etwa 800 kg bis 1 Tonne zusätzlichem Gewicht auf dem Dach lagen.
Eine Dämmung macht also schon Sinn, aber nur wenn die Jurte den ganzen Winter durchgeheizt wird. Doch der eigentliche Endgegner einer Jurte ist nicht die Kälte, denn bei Minustemperaturen schlummert dieser Feind und wartet auf seinen Moment um zuzuschlagen und zwar dann, wenn die Temperatur ansteigen.
Der Endgegner heist SCHIMMEL.
Schimmelsporen sind allgegenwärtig. Das ist gut so, den ohne Schimmel würde unsere Welt im Chaos versinken. Nichts würde verrotten. Schimmel braucht im wesentlichen zum Wachstum Luft und eine ausreichende Feuchtigkeit. Dazu kommt natürlich noch Nahrung im richtigen Verhältniss von Kohlenstoff und Stickstoff, was bei den meisten natürlichen Stoffen jedoch gegeben ist. Der pH-Wert des Substrates (der Nahrung) auf dem der Schimmel wachsen möchte spielt auch noch eine entscheidende Rolle. Aber fehlt nur einer dieser Komponenten oder ist in einem ungünstigen Verhältnis, hat es der Schimmel schwer. Deshalb beruhen fast alle Konservierungsmethoden für Lebensmittel auf dem Prinzip dem Schimmel einen der o.g. Wachstumsfaktoren zu begrenzen bzw. zu verschieben. Vakuumverpackungen entziehen im die notwendige Luft, Trockung kennt auch jeder als Konservierungsart. Zuviel Kohlenstoff und kaum Stickstoff in der Nahrung kennen wir als Konservierungsmethode von z.B. Marmelade und eine Konservierung durch pH-Wertverschiebung in den sauren Bereich kennen wir von eingelegten Gurken, Sauerkraut und so weiter. Eine hohe Konzentration von Salz macht im auch das Leben schwer und natürlich Gift in Form von Fungiziden.
Aber was hat das alles jetzt mit den Jurten zu tun? Nun, von all diesen Konservierungsmethoden gibt es nur zwei Möglichkeiten die Schimmelbildung zu reduzieren – Feuchtigkeit und Fungizide. Fungizide werden oft werkseitig in Kombination mit einer wasserabweisenden Beschichtung aufgebracht. Je nach Webart wird z.B. Baumwolle oder auch Leinen bei Feuchtigkeit wasserdicht, die Dichtheit beruht jedoch darauf das der Stoff quillt und nur schwer Wassertropfen durchlässt. Der Stoff wird also Feucht, auch wenn er dicht bleibt. Weiterhin tun Regen und Sonne ihr Werk und waschen die Beschichtung irgendwann heraus. Deshalb sollte auch immer wieder nachimprägniert werden.
Da wir die Jurte nicht Vakuum verpacken können, Sauerkraut nicht jedermanns Sache ist und Salz oder viel Zucker uns auch nicht weiter bringt, bleibt also als Konservierung für unsere Jurte nur eine Möglichkeit – Trockenheit.
Jetzt ist es aber so, das in unseren sogenannten gemäßigten Breiten es mal 6 Wochen Scheißwetter sein kann, ohne das es eigentlich richtig kalt ist. In diesem Fall müßten wir also dennoch heizen um die Feuchtigkeit zu verdrängen.
Eine Sommerjurte hat dabei den Vorteil das sie, wenn es mal nicht regnet und nur kurz die Sonne raus kommt, relativ schnell trocknet. Wird ordentlich gelüftet, braucht man in diesem Fall auch nicht zu heizen. Dies ist bei einer gedämmten Jurte anders. Durch den mehrlagigen Aufbau dringt die Feuchtigkeit auch tiefer in die Konstruktion ein. Lüften alleine reicht dann nicht aus – es muß geheizt werden um die Feuchtigkeit zu verdrängen. Doch wer möchte schon bei 20°C Außentemperatur in einer Jurte sitzen in dem der Ofen bollert?
OK. Bisher habe ich nur gesagt was eigentlich nicht geht. Das ist zwar wichtig zu wissen, bringt einen aber nur bedingt nach vorne.
Was wäre eine bessere Möglichkeit?
Nun, ein zweischaliger Aufbau der Jurte wäre für Wohnzwecke wohl die geschickteste Variante. Dies kennen wir von Häusern mit hinterlüfteter Fassade. Die Dämmung liegt auf der inneren Schale. Dann kommt ein Luftzwischenraum, in dem die Luft zirkulieren kann. Die äußere Schale dient dem Wetterschutz und hat kaum oder nur einen geringen Einfluß auf die Dämmwirkung der Konstruktion. Der Luftzwischeraum hat die Funktion, die durch Kondensation oder kleinere Undichtigkeiten anfallende Feuchtigkeit über die Luftzirkulation abzutransportieren so das die innere gedämmte Konstruktion trocken bleibt. Weiterhin trocknet die äußere Hülle durch die vorbeiströmende Luft zusätzlich von der Innenseite her schneller ab.
Klingt alles ein bisschen confused, ist aber so! Ansonsten müßte ich tiefer in die wissenschftliche Ebene bzgl. Taupunkt, absoluter Feuchtigkeit und relativer Feuchtigkeit einsteigen. Ich denke das würde jedoch den Rahmen für diesen Blog sprengen, da es ganze Bücher über diese Thematik gibt. Dennoch ein paar einfache Prinzipien: Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit (Wasser in Form von Wasserdampf) aufnehmen als kalte Luft. So kann ein Kubigmeter 20°C warme Luft maximal etwa 15 g Wasser aufnehmen (=100% rel. Luftfeuchte) bei 50% rel. Luftfeuchte sind also nur 7,5 g Wasser (50% von 15 g) in der Luft als Wasserdampf gelöst. 5° kalte Luft kann aber maximal nur 5,5 g Wasser pro m³ aufnehmen. Kühlt sich dann die warme Raumluft mit 50 rel. Feuchte an einer Oberfläche (z.B. einer gekühlten Flasche) ab, wird an der Grenzfläche Luft/Glas der Taupunkt erreicht und der Wasserdampf kondensiert an der Flasche – ergo die Flasche wird nass. In der Natur ist es ähnlich, tagsüber nimmt die Warme luft relativ viel Wasser auf. In der Nacht kühlt die Luft ab und das zuviel an Wasser, das die abgekühlte Luft nicht mehr als Wasserdampf halten kann, schläg sich als Tau nieder.
Gleichfalls, wenn auch ein wenig komplizierter ist es auch in der Jurte. Es nutzt also nichts eine LKW-Plane auf die Jurte zu legen, in der Hoffnung diese ist zu 100% wasserdicht. Ist sie zwar, aber die Feuchtigkeit kommt von Innen. Da durch die Plane kein Wasserdampf diffundieren kann, schlägt sich die Feuchtigkeit vollständig an der Innenseite nieder. Bei einer diffusionsoffenen Regenhaut schlägt sich zwar auch die Feuchtigkeit nieder, kann jedoch nach und nach wieder abtrocknen. Bei einer LKW-Plane kann die Feuchtigkeit jedoch nicht entweichen, die Jurte bleibt feucht. der Effekt ist also noch schlimmer und die Schimmelbildung wird begünstigt!
Und was ist jetzt die Essenz der ganzen bislang erklärten Punkte?
Also, wenn ihr eine Jurte für die Sommermonate möchtet, kann eine feuchte Dämmung noch mehr Schimmelprobleme hervorrufen als es ohnehin schon der Fall wäre. Wenn ihr die Jurte längere Zeit nicht nutzt, baut sie lieber ab. Ohne Dämmung geht Auf- und Abbau auch deutlich schneller.
Nur durch eine zusätzliche Dämmung wird eine Jurte nicht winterfest. Ohne lüften und heizen schimmelt sie trotzdem!
Wenn ihr darin wohnen möchtet, wird durch einen zweischaligen Aufbau die Schimmelbildung deutlich vermindert und ihr müßt im Sommer nicht oder zumindest seltener heizen um sie trocken zu bekommen und im Winter durchfeuchtet die Konstrution nicht so schnell, was zusätzlich Energiekosten spart. Weiterhin habt ihr bei der Wahl der Regenhaut mehr alternativen als nur Canvas und dennoch auf der Innenschale eine diffusionsoffene Konstruktion.
Gerne bin ich euch beim Bau oder der Konstruktion einer zweischaligen Jurte behilflich.
Es grüßt euch…
Jurtenkurt