Trommelbau

Ich verwende für meine Trommeln Hirschdecken (Hirschhäute) die ich von einem sehr netten Jäger aus meiner Region erhalte.

In Hessen ist die Hauptjagdsaison für Rotwild vom 1.8. bis zum 31.1. Daneben gibt es auch eine kurze Saison für Kälber, Schmalspießer und Schmaltiere vom 1.4. bis 31.5.

Außerhalb dieser Zeit erhalte ich keine Hirschdecken. Doch auch während der Jagdsaison kann ich keine Häute einfach so bestellen. Im wesentlichen ist es abhängig von St. Hubertus und so freue ich mich jedesmal über einer seiner Geschenke.

Im Normalfall lege ich die Decken bis zur Weiterverarbeitung in Salz ein. Dies konserviert die Haut durch Austrocknung und tötet auch Parasiten wie z.B. Zecken, die durch das Salz vertrocknen.

Zu gegebener Zeit packe ich dann eine Decke, entferne soweit als möglich das Salz und weiche die Haut für ein paar Tage in Wasser ein.

Auf einem selbstgebauten Bock entferne ich mit einem Schabemesser zunächst alle Fleisch, Fettreste und das Bindegewebe. Bei diesem Arbeitsschritt dehnt sich die Haut. Danach kommt es in eine wässrige, aus Holzasche hergestellte  Pottaschelösung um in einem 2. Schritt die Haare zu entfernen.

Der Trommelbau ist für mich ein Stück des Weges auf den Spuren meiner Ahnen. Daher versuche ich so wenig als möglich Dinge zu kaufen, auch wenn es deutlich mehr Arbeit ist.

Trommeln gehören mit zu den ältesten Instrumenten der Menschheit. Vor den Trommeln haben unsere Ahnen sicherlich irgendwelche Klanghölzer verwendet. Aber ich bin kein Archäologe, Ethnologe oder sonstiger Wissenschaftler um darüber kompetent Auskunft zu geben. Dennoch bin ich mir sicher das einer meiner Ahnen eine Trommel gebaut hat. Vielleicht waren es sogar sehr viele…

Es gibt ein Video auf YT bei dem für das Enthaaren das Fell mit Chemikalien in einen Betonmischer gegeben wurde. OK – die Haut war ohne Arbeit einwandfrei enthaart. Aber irgendwie empfinde ich diese vorgehensweise seelenlos. Mir ist bewußt das für den Bau einer Trommel ein Tier getötet wurde. Respekt und Demut vor dem Leben und dem Tod sind meiner Ansicht nach das Geringste und gleichzeitig das Aufrichtigste wie ich dem gegenübertreten kann. Meist rede ich auch mit den Tieren. Nicht das ich dabei irgend eine Zeremonie oder ein Ritual zu Hilfe nehme. Nein, ich rede als wäre es noch am Leben, den letzlich glaube ich das seine Seele weiter lebt. Sie hat lediglich Raum, Zeit und die Dimension gewechselt.

Manch einer von euch denkt jetzt vielleicht der (also ich) hat voll die Meise. Das könnt ihr gerne tun – den letztlich ist es mir egal.

Dennoch bin ich der Meinung das ein wenig Respekt und Demut vor der Schöpfung und vor  Mutter Erde uns allen gut tun würde und ich meine jetzt keine Hingabe an irgendwelche Religionen, den ich persönlich bin schon vor über 40 Jahren aus der röm.-kath. Kirche ausgetreten…

Aber zurück zum Trommelbau. Nach dem enthaaren spanne ich die Haut auf einen Rahmen und lasse sie erstmal trocknen. Die nasse Haut nennt man in diesem Zustand Blöße. Ob die Redewendung sich die Blöße geben daher kommt? Keine Ahnung, aber möglich wäre es schon. Nach dem trocknen wird die Haut zu Pergament und kann problemlos mit Tusche darauf schreiben. Erst jetzt sieht man wirklich wie groß die Trommel werden kann und dann geht es auch schon an den Rahmen.

Die meisten meiner Rahmen haben einen Durchmesser von 40 oder 50 cm und ich habe bisher zwei verschiedene Techniken ausprobiert. Dampfbiegen von selbst geschnittenen Leisten und vielschichtiges Verleimen von Furnierholz. Erstes Verfahren ist ein wenig heikel und sehr aufwendig. Das verleimen von Furnierholz ist wesentlich einfacher, aber das Furnier kann ich nicht selbst herstellen.

Das Bespannen der Trommel ist der letzte und auch schönste Arbeitsschritt. Hierbei gibt es verschiedene Methoden und hier und da probiere ich eine neue Variante aus.

ist die Trommel fertig und kann trocknen, kommt der letzte Akt. Der Schlegel. Manche bauen ihren Schlegel mit einen Kopf aus Filz. Ich habe es versucht, aber für das Filzen fehlt mir irgendwie die Geduld. Ich fertige daher den Kopf aus Stoff und Leder-/Fellresten. Das Holz für den Schlegel suche ich mir in der Umgebeung. Eiche, Weide, und Haselnuss habe ich schon verwendet. Aber das bisher schönste Holz erhielt ich aus dem Geäst eines toten Apfelbaumes. Der Baum hatte irgendeine Krankheit und der Ast war knorrig und hatte mehrere Geschwüre. Entsprechend aufwendig bzw. langwierig war die Schleiferei. Doch das Resultat war einfach wundervoll…

Workshop Trommelbau 2024

Sei Schöpfer deiner eigenen Rahmentrommel.

In einer kleinen Gruppe von max. 4 Teilnehmern bauen wir im zeitigen Frühjahr an zwei aufeinander folgenden Wochenenden Rahmentrommeln aus Hirsch und Holz.

Dieser Workshop richtet sich an alle die mit Fleisch, Fett und Blut keine Berührungsängste haben. Wir arbeiten in herrlicher Natur am Waldrand und verwenden Techniken die schon unsere Ahnen nutzten. Unterstützt durch kleine Rituale legen wir Geist und Herz in unsere Hände und schaffen so ein für dich einzigartiges Instrument.

Wann: 13./14. und 20./21. April jeweils von 10 bis ca. 17 Uhr

Kosten: 480,- € incl. 19% MwSt. und allen Materialien